pressrelations Zitate-Ranking: Wie beeinflussen Medien sich gegenseitig und wie schlagen sich Entwicklungen in der Mediennutzung nieder?

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Seit drei Jahren werten wir kontinuierlich rund 40 Print- und Online-Medien sowie Radio- und Fernsehsender aus, um zu bestimmen, welche Titel darin am häufigsten zitiert werden. Dabei bestätigt sich nicht nur, was jeder aufmerksame Nachrichtenleser und -hörer jeden Tag wahrnimmt: Überregionale, etablierte Häuser mit großen Redaktionen wie Spiegel, Bild und ARD werden sehr häufig als Quelle für Nachrichten herangezogen. Im Laufe der Zeit konnten wir auch klare Trends erkennen, die auf veränderte Nutzungsgewohnheiten hinweisen und aktuelle Entwicklungen aus der Medienforschung bestätigen.

Regionale Medien gewinnen an Bedeutung

So zeigt es sich zum Beispiel, dass regionale Medien zunehmend an Bedeutung gewinnen. Wurden beispielsweise bei der Rheinischen Post im 1. Halbjahr Jahr 2015 847 Zitate nachgewiesen, ist sie im vergangenen Halbjahr bereits 1.940 Mal zitiert worden. Ihr Einfluss nimmt damit kontinuierlich zu. Ein ähnliches Bild ergibt sich mit Blick auf die Passauer Neue Presse und andere Regionaltitel.

„Mit unserer Berliner Redaktion, der NRW-Landesredaktion aber auch mit unseren Ressorts Politik, Sport, Wirtschaft, Kultur und Report verfügen wir als Rheinische Post  über starke Rechercheverbünde. Dadurch sind wir sehr gut vernetzt und in der Lage schnell zu reagieren und oft als erste an exklusive Geschichten oder Statements zu kommen“, verrät Dr. Martin Kessler, Leitender Redakteur Politik bei der Rheinischen Post, das Erfolgsrezept. „Auch andere regionale Medien sind aus ähnlichen Gründen erfolgreich. Durch ihre guten Kontakte und den Zugang zu den Meinungsträgern in der Region können politische und gesellschaftliche Debatten intensiv begleitet werden – das wiederum führt zu Reputationsgewinn und einer Expertise, die auch überregional wahrgenommen wird.“

Renommierte Titel bauen ihren Einfluss aus

Ein anderer, gegenläufiger Trend, hält sich über die Jahre hinweg ebenfalls konstant: Große, überregionale Titel, die ein breites Publikum bedienen und für viele Leser zu den gewohnten Nachrichtenquellen gehören und eine hohe Glaubwürdigkeit besitzen, bleiben in ihren angestammten Medienkanälen dominant bzw. konzentrieren sich auf ihre Kernquellen (Kernkanäle). Konkret ausgedrückt: Bei Print- und Online-Medien rangiert Bild unangefochten auf dem 1. Platz, unter den Fernsehsendern besetzen ARD (2.309 Zitate) und ZDF (1.766 Zitate) die ersten Plätze.

Laut der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse aus dem Jahr 2015 informiert sich der deutsche Durchschnittsmediennutzer via Radio, Fernsehen und Zeitungen über das aktuelle Tagesgeschehen. Das Internet wird erst an vierter Stelle als Informationsquelle genannt. Das Zitate-Ranking bestätigt diesen Trend. Denn über alle Ressorts hinweg fällt auf, dass von Politik über Wirtschaft bis hin zu Sport, Kultur und Lokalem die obersten Plätze des Rankings von Printmedien sowie Radio- und Fernsehsendern eingenommen werden – Onlinemedien wie Spiegel Online sind hingegen erst auf Platz 17 zu finden.  Im Ressort Wirtschaft/Finanzen liegen ebenfalls Printtitel wie Handelsblatt (499), die Süddeutsche Zeitung (332) sowie der Spiegel (328) auf den ersten drei Plätzen. Nur im Lokalen zeigt sich erwartungsgemäß eine Abweichung: Hier dominieren die großen Lokalsender wie NDR und MDR, wobei auf Platz 1 auch die Bild mit 663 Zitaten rangiert.

Wirtschaftliche Engpässe zwingen zu werbewirksamen Veränderungen

Es ist kein Geheimnis, dass viele Verlage und Redaktionen aufgrund wegbrechender Abonnentenzahlen und abnehmender Reichweiten unter zum Teil massivem wirtschaftlichen Druck stehen. Daraus resultieren Veränderungen in den Redaktionen und Verlagen selbst, die sich zum Teil ebenfalls im Zitate-Ranking niederschlagen. Zum Beispiel haben sich einige Verlage und Medienhäuser entschlossen, entweder ihre Titel unter einem Dach zu vermarkten oder aber sich zu Kooperationen zusammenzuschließen. So vermarkten sich z.B. die Titel der Funke Mediengruppe, darunter das Hamburger Abendblatt, die Berliner Morgenpost und die Westdeutsche Allgemeine Zeitung seit 2015 gemeinsam und haben so in den letzten beiden Jahren kontinuierlich an Einfluss gewonnen: Wurde die Funke Mediengruppe im 1. HJ/16 1.018 Mal zitiert, haben wir im 1. HJ/17 bereits 1.641 Zitate gezählt. Funke gehört damit zusammen mit der Rheinischen Post zu den Top-Aufsteigern des ersten Halbjahres 2017.

Zum Zitate-Ranking von pressrelations

Untersuchungsziel des Zitate-Rankings ist es, den Nachrichtenwert von Redaktionen deutscher Medien zu bestimmen und nachzuweisen. Die Grundfrage dabei lautet: Mit welcher Häufigkeit schafft es ein Titel in anderen Medien aufgegriffen zu werden? Denn die Bedeutung, den ein Titel auf die Medienlandschaft hat, spiegelt sich vor allem darin wider, wie häufig er von anderen zitiert wird. Für die Analyse werden dabei nur solche Zitate erfasst, die erkennbar ein bestimmtes Medium als Quelle/Urheber einer Nachricht/Aussage nennen.

Für die Halbjahresanalyse 2017 wertete pressrelations 20 Printmedien, acht Onlinemedien, neun TV-Nachrichtenformate sowie einen Radiosender aus. Insgesamt wurden 47.916 Zitate aufgenommen.

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