Fakten statt Fälschung – Was Sie über Fake News wissen sollten

5 Minuten Lesedauer

Fake News sind spätestens seit dem US-Wahlkampf in aller Munde. Doch was ist eigentlich konkret damit gemeint? In unserer neuen Blog-Serie wollen wir das Thema genauer beleuchten. Wer verbreitet Fake News über welche Kanäle und warum? Welche Gefahren gehen davon aus? Wie lassen sich gefakte Inhalte enttarnen – und wie geht man am besten dagegen vor?

Merken

Merken

Merken

Falschmeldungen, Propaganda, Gerüchte, alternative Fakten, Fake News… – wovon reden wir eigentlich?

Darüber, was Fake News sind oder auch nicht sind und wer eigentlich von ihnen profitiert, wird seit Monaten auf allen Kanälen intensiv debattiert – und die Diskussion treibt immer neue Blüten. Zunächst einmal zum Begriff: Dieser tauchte im Englischen schon im 19. Jahrhundert in Zusammenhang mit der Berichterstattung in Zeitungen auf. Internationale Bedeutung und eine breite öffentliche Präsenz erlangte er aber erst im letzten US-Präsidentschaftswahlkampf, als der Vorwurf laut wurde, politisch motivierte Falschmeldungen seien der Motor für Donald Trumps Sieg über Hillary Clinton gewesen.

Anfang des Jahres schaffte es die Wortkombination sogar an die Spitze der am häufigsten gebrauchten Anglizismen in Deutschland und wurde von einer Jury zum Anglizismus des Jahres 2016 gewählt. Die Begründung: Der Begriff fülle eine Lücke im deutschen Wortschatz, die ohne das Wort fake nicht ganz einfach zu schließen sei. […] Anders als falsch (oder das englische false) bezeichne das Adjektiv fake bewusste, in Täuschungsabsicht hergestellte Nachbildungen von Dingen […].

Demnach liegt der Kern von Fake News also in der bewussten Täuschung – ein Sachverhalt  wird absichtlich falsch dargestellt und mit einer bestimmten Intention medial verbreitet. Das ist zunächst kein wirklich neues Phänomen. Manipulation und Propaganda existieren schon so lange wie es Nachrichten gibt. Was dem Ganzen aber eine neue Dimension verleiht, ist die Dynamik der sozialen Medien. Jeder kann auf Facebook, Twitter oder anderen Onlinekanälen Inhalte posten und sie mit einem Klick sofort einem Millionenpublikum unbeschränkt zur Verfügung stellen. Virale Inhalte mit vielen Klicks und Interaktionen verbreiten sich besonders stark. Spiegel-Redakteur Fabian Reinbold kommt vor diesem Hintergrund zu folgender Definition: „Wir reden von Fake News, wenn Falschinformationen absichtlich produziert und gestreut und dabei so komponiert werden, dass sie die Logiken der sozialen Medien ausnutzen. (…) Fake News werden aus finanziellen und aus politischen Interessen verbreitet.“

Ist Fake gleich Fake?

Der Verein Mimikama setzt sich gegen Internetmissbrauch ein und betreibt dazu u.a. eine Fake-Suchmaschine im Internet. Für Pressesprecher Andre Wolf sind längst nicht alle Fake News gleich. Er unterscheidet zwischen den „klassischen Fake News“ wie wir sie aus den USA kennen und den so genannten „Hybrid-Fakes“ – einer Variante, die häufiger in Deutschland zu finden sei. Unter Fake News versteht der Experte Webseiten, die wie normale Nachrichtenseiten aussehen, sich seriös geben, aber ihre Storys aus kommerziellem Antrieb frei erfinden. So wie beispielsweise die Seiten, die von Mazedonien aus mit Pro-Trump-News bestückt wurden. In Deutschland sieht Wolf eher Fälle von ideologisch geprägten Meldungen, die manipulativ und inkorrekt sind oder mit Halbwahrheiten arbeiten, die für die jeweiligen Zwecke instrumentalisiert werden. „Da werden Bilder und Zitate in einen anderen Kontext gebracht, und durch Weglassung wird ein Szenario aufgebaut, das nicht stimmt“, sagt er im Interview mit dem Nachrichtensender n-tv. So machte beispielsweise auf Facebook ein Bild von Renate Künast die Runde mit einem angeblichen Zitat von ihr über den Freiburger Mädchenmörder. Als Quelle wurde die Süddeutsche Zeitung angegeben. Sowohl die SZ als auch die Grünen-Politikerin distanzierten sich von den Äußerungen – dennoch war die Meldung  mehrere Tage bei Facebook zu finden.

In diesen Bereich gehören z.B. auch Seiten, die Stimmung machen, Hetze betreiben, plakativ arbeiten, Teilaspekte eines Themas oder Inhalts überzogen darstellen und zentrale Informationen aussparen, die zur objektiven Einordnung eigentlich nötig wären. „Die alarmistischen oder meinungsgeprägten Webseiten, speziell dann, wenn sie sich in Form einer Newsseite darstellen, bilden hier den gefährlichen Punkt und sind im deutschsprachigen Raum omnipräsent“, erklärt Wolf auf mimikama.org.

Das Geschäft mit den Fakes

Rund um die Produktion und Verbreitung von Fake News scheint sich – zumindest in den USA – eine regelrechte Industrie entwickelt zu haben mit dem Ziel, massenhaft Leser zu rekrutieren, Klicks und Reichweiten zu generieren und mit Anzeigen Geschäfte zu machen. So berichtet Die Welt zum Beispiel von einem 23-Jährigen, der mit bewussten Falschmeldungen auf seiner Webseite bis zu 1.000 Dollar die Stunde verdient haben soll. Seine Seite befand sich zeitweise unter den 20.000 meistbesuchten Websites der Welt. Geld floss durch Werbeanzeigen, die darauf geschaltet waren.

Daneben gibt es auch Fälle,bei denen im Namen eines Nachrichtenportals News verbreitet werden. Die Inhalte bestehen meist aus Halbwahrheiten oder erfundenen Nachrichten. Die Links führen nicht auf das Nachrichtenportal, sondern auf eine Seite, die diesem nachempfunden ist. Wer auf die Meldung klickt, landet in einer Abo-Falle, einem Online-Casino oder Ähnlichem.

Social Bots – manipulative Helferlein

Mit Blick auf die anstehenden Bundestagswahlen im September befürchten deutsche Politiker gezielte Manipulationen durch Fakes, Datenklau und automatisierte Meinungsmache. Befördert werden könnte das Ganze durch so genannte Social Bots – also von Computern erzeugte Identitäten, die eigenständig (Falsch-)Meldungen erstellen, kommunizieren und verbreiten können. In die Diskussion geraten sind solche Bots vor allem wegen ihres angeblich massenhaften Einsatzes bei der US-Wahl. Auch in Großbritannien sollen Twitter-Bots im Vorfeld der Brexit-Abstimmung Stimmung gemacht haben. Wie einfach es ist, so einen Bot zu programmieren, hat Steffen Haschler, Mitglied im Chaos Computer Club, selbst getestet. Er programmierte in wenigen Stunden einen Bot, der nach „Lügenpresse“ suchte und kombinierte das Stichwort mit Parolen. Alle paar Sekunden setze sein Testbot eigenständig eine Nachricht ab oder teilte medienkritische Inhalte.

Initiativen gegen Fake News

Ob politisch oder finanziell motiviert – bewusste Falschnachrichten bergen die Gefahr, Menschen zu beeinflussen und deren Wahrnehmung zu verzerren. Die einen sehen darin eine Bedrohung für Gesellschaft und Demokratie, andere fürchten durch Verbote und Überwachung eine Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit.

Google und Facebook haben bereits Maßnahmen gegen Fake News angekündigt: Werbemöglichkeiten sollen erschwert und Falschnachrichten leichter gemeldet werden können. Das Netzwerk will zudem mit dem deutschen Rechercheverbund Correctiv zusammenarbeiten, der mutmaßliche Falschmeldungen einem Faktencheck unterziehen und mit entsprechenden Warnhinweisen versehen will. Ebenso hat die Diskussion den Bundestag erreicht und auch vor den Medienanstalten nicht Halt gemacht. Der Bayerische Rundfunk z.B. hat der bewussten Desinformationen mit seinem Verfikations-Team den Kampf angesagt.

Fakten checken: Fakes erkennen und enttarnen

  • Der Verein Mimikama gibt auf seiner Seite grundlegende Tipps, wie sich echte von falschen News unterscheiden lassen.
  • Die Seite Hoaxmap dokumentiert Falschnachrichten auf einer Karte und gibt Informationen über Entstehung und Widerlegung.
  • WDR 5: Themensammlung / Fake News – die neue Macht?

 Teilen Sie uns Ihre Einschätzung mit, was Sie über diese Trends denken? Kontaktieren Sie uns unter mail@pressrelations.de.

Seien Sie der Erste und schreiben Sie einen Kommentar

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert