Medienanalyse zum US-Wahlkampf 2020

5 Minuten Lesedauer

pressrelations hat seit August in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE und NewsGuard die Medienberichterstattung zum US-Wahlkampf untersucht. Dabei wird insbesondere die Glaubwürdigkeit der Quellen und die Rolle von Desinformation beleuchtet. Das gemeinsame Projekt besteht aus einer qualitativen Medienanalyse, die über ein Hybridmodell menschliche und technische Intelligenz vereint.

Um die Berichterstattung in Echtzeit zu verfolgen, steht zusätzlich eine vollautomatisierte, quantitative Analyse zur Verfügung. Deren Ergebnisse, auf Basis der Artikel von 426 Onlinemedien aus fünf Ländern, sind über ein Live-Infoboard online aufrufbar: https://pressrelations.news/infoboard-us-wahlkampf

Medienaufmerksamkeit – Trump dominiert die Berichterstattung

Der starke Unterschied in der Medienaufmerksamkeit setzt sich fort. Reichweite und Beitragsanzahl liegen bei Trump doppelt so hoch wie bei Biden. Zudem geht die Exklusivität der Berichterstattung für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten deutlich zurück, von 15 Prozent auf nur noch 9 Prozent.

NewsGuard-Score und Tonalität – Medien mit hohem NG-Score berichten faktenbasiert und unparteiisch

Hier hat sich der Trend im Vergleich zum Vormonat sogar noch verstärkt: Je vertrauenswürdiger das Medium, desto positiver gegenüber Biden. Je weniger vertrauenswürdig das Medium, desto positiver gegenüber Trump. Die Beiträge zu Biden sind in sehr vertrauenswürdigen Medien neutral bis positiv (stärker positiv im DACH-Raum). DACH-Medien berichten neutral bis positiv über Biden und überwiegend negativ über Trump.

Policy Areas und Topics – Die Berichterstattung zu den Kandidaten dreht sich kaum noch um Inhalte

Politische Inhalte und Fragen werden im September auf beiden Seiten von dem Bereich „Innere Sicherheit“ und dem Thema „Wahlkampf“ überschattet. Andere diskutierte Politikbereiche und Themen stehen meist in direkten Zusammenhang damit – so z.B. die Debatten um Wahlbetrug/Briefwahl (Trump) und die mentale und physische Gesundheit der Kandidaten (Biden).

Desinformation – „Fake News“ bleibt auch 2020 der Kampfbegriff des Präsidentschaftswahlkampfs

Desinformation wird hauptsächlich von Medien mit hohem NG-Score thematisiert. Sie vollziehen regelmäßig Faktenschecks bzgl. Falschaussagen und machen diese deutlich. Diese nachgewiesenen Falschaussagen stammen auch im September fast ausschließlich von Trump. Medien mit einem NGScore unter 60 hingegen berichten markant einseitig und parteiisch pro Trump und anti-Biden. Aussagen Trumps werden hier grundsätzlich nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft.

Matrix – Autoren wenig vertrauenswürdiger Medien überdurchschnittlich aktiv &
deutlich pro Trump

Auffällig ist der enorme Output von Medien mit niedrigem NG-Score innerhalb des analysierten Medienpanels mit ausgewählten Medien am Anfang/Ende der NG-Skala: nach Beitragszahl finden sich auf den ersten 6 Plätzen der AutorInnen ausschließlich Namen von Breitbart und Gateway Pundit. Die schiere Menge kompensiert die teils niedrigen Reichweiten, da diese Beiträge vor allem auch über Social Media gespielt werden. Auf Reichweitenbasis führt die Washington Post mit Jennifer Rubin und einer dezidiert positiven Tonalität zu Joe Biden bzw. negativen Tonalität im Fall von Donald Trump. Herauszuheben ist noch Paul Steinhauser bei Fox News: hier gibt es subtile Kritik an Trump und damit eine leicht negative Tonalität, seine Berichte zu Biden sind insgesamt neutral.

>> Diese und weitere spannende Insights können Sie in unserer Studie nachlesen.

Aktuelle Kurz-Analyse zu Hunter Bidens Laptop “Skandal”: Ein seltsamer Politskandal rückt den Sohn des US-Präsidentschaftskandidaten Joe Biden ins Rampenlicht des US-Wahlkampfes.

In den letzten Tagen des Wahlkampfs in den USA dringt plötzlich ein Name in den Mittelpunkt der Diskussionen, der gar nicht auf dem Wahlzettel steht: Hunter Biden, der Sohn von Joe Biden. In unserer neuesten Analyse erfahren Sie, welchen Einfluss soziale Medien und vor allem weniger vertrauenswürdige Nachrichtenseiten bei der medialen Verbreitung der aktuelle Vorwürfe gegen Hunter Biden in Bezug auf Korruption und Kindesmissbrauch haben. Ein New-York-Post-Artikel zu den mutmaßlichen Anschuldigungen von Bidens Sohn und den Amtsgeschäften von Joe Biden, als damaliger Vize-Präsident, am 14.10.20, brachte enorme mediale Aufmerksamkeit und wurde vor allem in den sozialen Netzwerken und nicht vertrauenswürdigen Medien außergwöhnlich stark verbreitet. Während die Berichterstattung in den glaubwürdigen Medien nach dem 14.10. rasch wieder zurückging, mussten diese jedoch die Vorwürfe aufgrund des massiven Drucks sozialer und nicht vertrauenswürdiger Medien erneut aufgreifen. Die Anschuldigungen gegen den US-Präsidentschaftskandidaten und seinem Sohn waren in den letzten zwei Wochen für 13 Prozent der gesamten Online-Berichterstattung über Joe Biden verantwortlich und überschatteten wichtige Wahlkampfthemen. Mehr Infos dazu in unserer aktuellen Studie.

Informationen zur US-Wahlkampf-Studie:

Die Berichterstattung von 16 daraus ausgewählten Onlinemedien wurde von pressrelations-Analysten nach qualitativen Kriterien kodiert. Unter den ausgewählten Medien befanden sich acht US-Medien und acht Onlinemedien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH), die für den Zeitraum vom 01.09 – 30.09.2020 analysiert wurden. Zudem wurde die TV-Berichterstattung von CNN, Fox News und der ARD, sowie die Tweets der beiden Spitzenkandidaten Donald Trump und Joe Biden untersucht.

pressrelations und seine Partner sind politisch unabhängig und unterstützen keine politischen Parteien, Plattformen, Kampagnen oder Kandidaten. Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich gerne an uns.

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